„Im Winter werden die Meister gemacht“, das wurde mir schon in den Juniorjahren oftmals gesagt. Inzwischen war ich, Joachim Agne vom ARCW, schon zweimal auf U23 WM und einmal bei der offenen WM als Leichtgewicht am Start und habe die Bedeutung dieses Mottos am eigenen Leib erfahren. Über meine Bemühungen, diesen Weg zum Meister zu gehen, werde ich in diesem Artikel etwas mitteilen.
Ich sehe den Trainingsalltag in mindestens drei unterschiedliche Faktoren aufgeteilt, hier ohne Bedeutung der Reihenfolge genannt: Offensichtlich zuerst in die Planung des Trainings, was man wann trainiert. Dann kommt die duale Karriere dazu, deren Management der zweite Faktor ist. Zu dieser zählt für mich auch, seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Als drittes steht der soziale Aspekt, wie das Treffen mit Freunden, Familie und das Zeit verbringen mit der Freundin.
Die Trainingsplanung macht bei den meisten der Trainer. Ich mache hier auch vieles selbstständig, weil ich selbst am besten die Zeit einschätzen kann, die ich neben der Uni habe. Dabei stellt sich die Frage, wann trainiere ich was, um möglichst viel Trainingsfortschritt zu erzielen. Das Ziel ist, seinen 2000m Bestwert auf dem Ergo möglichst weit zu verbessern, woran ich den Fortschritt in der Fitness festmache, und auf der Kleinbootmeisterschaft im April seinen Einer möglichst schnell zu bewegen. Es ist ein Wettstreit zwischen den Athleten in Deutschland über den Winter, wer am besten trainiert hat und sich einen der Plätze auf der WM sichern zu können. Weiter gedacht ist es international dasselbe Bild, allerdings ist es für mich einfacher, diesen Vergleich national aufzustellen. Zum einen geht es hier im Einer gegeneinander, zum anderen saß ich international bisher immer in komplett verschiedenen Booten.
Man muss also sowohl die Fitness, als auch die Technik optimieren. Somit ist es auch sinnvoll, nicht immer auf dem Wasser zu trainieren, sondern manchmal auch auf dem Ergo, im Kraftraum oder zum Beispiel auf dem Rad. Doch hat man manchmal wenig Wahl. Eisschollen, Hochwasser oder Regen und Sturm können das Training im Boot verhindern. Es stellt sich also auch die Frage, wann man am besten ins Trainingslager fährt und wohin. Diese kosten allerdings auch Geld.
Diese Frage nach dem Geld kann schnell Schwierigkeiten verursachen. Denn wann soll man als Sportler Geld verdienen, wenn man studiert und zusätzlich über 20 Stunden in der Woche trainiert? Somit ist man auf Eltern, Verein, Verband oder Sportförderung angewiesen. Für mich als Leichtgewicht, das noch nicht in der absoluten Spitze (ersten zwei bis vier von Deutschland) angekommen ist, gibt es keine finanzielle Unterstützung von der Sporthilfe, da deren Mittel zu knapp sind.
Mein Verein, der ARC Würzburg, trägt zum Glück die Kosten für Trainingslager, die wir auch gerne in München machen, da hier der BRV den Großteil der Kosten für mich aufgrund meiner Förderstufe trägt. Den Alltag muss ich über erspartes und die Hilfe meiner Eltern finanzieren. Auch hier hilft der Verein durch das Bereitstellen einer sehr kostengünstigen Wohnung im Vereinshaus. Dennoch ist die verfügbare Zeit recht knapp. Meistens ist meine erste Einheit um 7:45 Uhr von Montag bis Freitag. Um 10:15 Uhr bin ich dann in der Uni, im Schnitt bis 14 Uhr. Kurzes Mittagessen, dann die zweite Einheit und gegen 17:00 Uhr fängt man mit den Sachen an, die man noch für die Uni zu tun hat. Oder fährt freitags wieder irgendwohin zum Training, bei mir oft Erlangen, da hier mein Trainer Ingo Euler herkommt.
Das ergibt auch wenig Zeit für Freunde und Familie. Glücklicherweise wohnt meine Freundin auch im Ruderclub und meine Eltern nur 15 Minuten weit entfernt, so dass ich beide abends sehen kann. Die Freunde sieht man beim Training; dass ich mal etwas mit meinen Kommilitonen machen kann, ist selten. Meine Freundin hat als ehemalige Rennruderin zwar Verständnis für meinen Sport, doch bleibt auch mit ihr nicht viel Zeit, da ich am Wochenende meistens unterwegs bin.
Trotz allem macht mir der Rudersport Spaß und dieser Herausforderung stelle ich mich gerne. Es ist ein harter Kampf um die beiden verbleibenden Plätze für Leichtgewichte bei Olympia. Nachdem der leichte Vierer ohne aus dem olympischen Programm gestrichen wurde, ist die Leistungsdichte bei den leichten Skullern sehr hoch.
Die Rennen sind somit immer spannend und es kommt auf Zehntelsekunden an. Trotzdem ist es ungewiss, ob es nach Olympia 2020 überhaupt noch Leichtgewichtsrudern geben wird. Nach 2020 wird die FISA wieder das Leitgewichtsrudern vor dem IOC rechtfertigen müssen, wozu starke Argumente nötig sein werden.
Für uns Leichtgewichte würde das den Traum von Olympia praktisch unerreichbar machen. Der Aufbau der Muskelmasse für den schweren Bereich mag einigen gelingen, doch sind die meisten zu klein für die Mannschaftsboote der Schwergewichte. Auch wenn noch nichts entschieden ist, können wir nur hoffen, dass die –meiner Meinung nach– sehr spannenden und technisch überdurchschnittlichen Rennen der Leichtgewichte im olympischen Programm noch erhalten bleiben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir alle Spaß an unserem Sport haben und keiner damit „das Geld verdienen“ plant. Das heißt aber auch, dass wir ein anderes Standbein brauchen, das wir uns für die Karriere nach dem Sport aufbauen müssen. Die Sporthilfe geht hier einen guten Weg, doch leider können nicht alle leistungsfähigen Sportler -wie es nötig wäre- davon profitieren. Die hinzukommende ungewisse Zukunft für Leichtgewichte hängt zudem wie ein Damoklesschwert über dem Wettbewerb und könnte für viele Athleten das Ende ihrer sportlichen Karriere bedeuten.
Um das zu verhindern, werden sich in den nächsten Jahren die Verbände für die Leichtgewichte weiterhin stark machen müssen.
Text: Joachim Agne ( ein Lagebericht)
Bilder: DRV/ Krista Mikk
veröffentlicht am Freitag, 30. März 2018 um 14:43; erstellt von Walter, Gerhard
letzte Änderung: 30.03.18 14:51