Von Tilman Probst und Oliver Bettzieche
Ihre Laufbahn als erfolgreiche Rennruderin startete Jutta Deuschl in den 80er Jahren auf der Ruhr bei der Mülheimer Ruder Gesellschaft. Ihr Talent fürs Rudern wurde ihr von der Wiege ins Boot gelegt: Ihr Vater, der langjährige MRG-Vorstand und heutige Ehrenvorsitzende Jürgen Schausten, begleitete ihren Weg von der Jugend bis zur Nationalmannschaft. Zahlreiche Regattasiege, Podestplätze und deutsche Meisterschaften zeugen von ihren herausragenden Fähigkeiten. In den 90er Jahren war sie auf Deutschen Meisterschaften, Weltcups und Weltmeisterschaften erfolgreich. Drei Mal konnte sie sich für die Teilnahme an den Ruderweltmeisterschaften qualifizieren. Gekrönt wurde Ihre Karriere durch den Gewinn der Bronzemedaille im leichten Frauen Vierer ohne Steuerfrau bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Tampere/Finnland 1995. Auch 1996 und 1997 war sie bei der WM dabei, 1997 im leichten Zweier-ohne mit Cora Zillich.
Als Schlagfrau im Dirndl-Achter in der 1. Ruder-Bundesliga
Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn und dem Abschluss Ihres Studiums führte der berufliche Weg nach München. Als Managing Director leitete sie das Münchener Büro der international tätigen Public Relations Agentur Lewis. Dieser äußerst anspruchsvolle berufliche Weg hielt sie nicht davon ab, eine zweite sportliche Karriere zu starten. Erst wurde sie Mitglied der Rudergesellschaft München 1972, dann trat sie 2008 in den MRC ein und wurde in der ambitionierten Rennmannschaft herzlich aufgenommen.
Als Schlagfrau im München/Würzburger Bundesliga-Achter sorgte sie für den richtigen Rhythmus. Die Mannschaft machte in der 1. Ruder-Bundesliga als „Dirndl-Achter“ in den Jahren 2010 und 2011 Furore und brachte international das Kunststück fertig, in zwei aufeinander folgenden Jahren beim berühmten Head of the River Race in London unter 300 teilnehmenden Booten jeweils schnellstes deutsches Boot zu werden.
Beruflichen und sportlichen Erfolg hat sie scheinbar mit Leichtigkeit zu verbinden gewusst. Als wäre das nicht genug, begann sie schon früh, sich in vorbildlicher Weise ehrenamtlich für den Rudersport zu engagieren. Bei der Neugründung des Münchener Regattavereins an der Olympiaregattastrecke in Oberschleißheim im Jahr 2012 war sie dabei und war als stellvertretende Vorsitzende für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie war das Gesicht und die Stimme von Regatta München. Trotz ihrer höchst fordernden Aufgabe bei der Regattaorganisation wirkte sie nie gestresst und hatte für jeden ein freundliches Wort oder zumindest ein Lächeln übrig.
Vorstand im Regattaverband München
Juttas Vorstandskollege Oliver Bettzieche erinnert sich: „2007 lernte ich Jutta kennen. Gemeinsam engagierten wir uns bei der Ruder-WM in Oberschleißheim im Team von Jörg Reinhardt. Damals fand sich also schon das spätere Vorstandsteam für Regatta München. In der Folge waren wir bei den Weltcups bis 2012 immer wieder gemeinsam im Regattabüro zu finden. Uns verband schon damals der Wunsch nach einer perfekt orchestrierten Umsetzung der Events. Ende 2013/Anfang 2014 gründete sich Regatta München e.V. neu. Ich war damals auf der Suche nach einem ,Partner in Crime‘, um den künftigen Vereinsvorstand zu bilden. Jutta war im Dezember 2013 die Einzige, die dieses Wagnis mit einem Rookie wie mir wagen wollte. Nach kurzer Bedenkzeit sagte sie zu. Sieben gemeinsam großartige Jahre sollten es werden. Wir hatten viel vor. Und wir hatten einen ehrgeizigen Plan. Nach etlichen internationalen und nationalen Regatten, davon allein drei Euro Masters Regatten, haben wir uns 2019 erfolgreich um zwei internationale World Rowing-Events beworben. Wir schwebten im Regatta-Olymp.
Jutta Deuschl war die Wortgeberin, die sprachliche Seele unseres Vereins und die Wächterin über unsere Kommunikation. Aber Jutta war noch viel mehr. Jutta war unsere diplomatische, ausgleichende Komponente. Jutta hat in den letzten Jahren Tausende von Stunden für Regatten und die Regattastrecke in München gearbeitet und im In- und Ausland für unsere Sache geworben. In der Masters-Community war sie sowohl als entschlossene Ruderin als auch perfekte und charmante Gastgeberin der Euro Masters Regatta international bekannt. "Während sie mit dem Team die Regatta monatelang vorbereitete, vernachlässigte sie nie ihr Rudertraining. Schließlich wollte sie eine Regatta nicht nur organisieren, sondern auch Rennen gewinnen. Jutta war da ein echtes Vorbild“, erinnert sich Jörg Reinhardt, Finanzvorstand von Regatta München.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Ruderverbandes, Siegfried Kaidel, übermittelt sein aufrichtiges Mitgefühl und tiefe Anteilnahme. „Jutta war eine absolute Kämpfernatur. Ihr Engagement für den Rudersport in ihrer aktiven Karriere und darüber hinaus war beispiellos. Im Namen des Deutschen Ruderverbandes wünsche ich Ihrer Familie und allen die ihr nah waren viel Kraft.“
Unser herzliches Beileid gilt Ihrem Mann Thomas und Ihrer Familie.

Im leichten Frauen Vierer ohne Steuerfrau.
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veröffentlicht am Freitag, 29. Januar 2021 um 11:22; erstellt von Bock, Willi
letzte Änderung: 03.02.21 11:20